Inositol: Warum das Vitaminoid für den Körper wichtig ist
Inositol: Warum das Vitaminoid für den Körper wichtig ist
Inositol ist ein Nährstoff mit verschiedenen Funktionen im Körper. Es unterstützt das Nervensystem und den Hormonhaushalt. Auch für die Zellgesundheit spielt die vitaminähnliche Substanz eine wichtige Rolle. Erfahren Sie, was Inositol ist, welche Formen es gibt und in welchen Lebensmitteln es steckt.
Was ist Inositol?
Inositol ist eine natürliche Substanz aus der Gruppe der Zuckeralkohole, die früher als Vitamin B8 bekannt war. Es gibt verschiedene Formen von Inositol, die sich in ihrer Struktur leicht unterscheiden. Die wichtigste und häufigste Form ist Myo-Inositol, das in fast allen Lebewesen vorkommt. Eine weitere bedeutende Variante ist D-Chiro-Inositol, das im Körper aus Myo-Inositol gebildet wird. Daneben existieren weitere Formen, die jedoch eine untergeordnete Rolle spielen.1,2
Inositol kommt sowohl in freier als auch in gebundener Form vor. Eine bekannte gebundene Form ist Phytinsäure, die in Pflanzen als Speicherstoff dient. Während Myo- und D-Chiro-Inositol im Körper vieler Lebewesen vorkommen, findet sich Phytinsäure vor allem in Samen und Hülsenfrüchten.3
Da Inositol einen leicht süßlichen Geschmack hat – es ist etwa halb so süß wie Haushaltszucker – wird es als Nahrungsergänzungsmittel auch in Pulver- oder Kapselform angeboten. Das Pulver kann einfach in Speisen oder Getränken eingerührt werden. Eine einheitliche empfohlene Tagesdosis gibt es nicht, da die Menge je nach Anwendungszweck unterschiedlich ist. Manche Produkte kombinieren Inositol mit anderen Stoffen wie Folsäure oder Cholin, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen.1
Warum wurde Inositol früher als Vitamin B8 bezeichnet?
Früher wurde Inositol als Vitamin B8 bezeichnet, weil Fachleute annahmen, dass es ausschließlich über die Nahrung aufgenommen werden kann. Vitamine sind essenzielle Nährstoffe, die der Körper nicht oder nicht in ausreichendem Maße selbst herstellen kann. Sie müssen daher von außen zugeführt werden. Da Inositol in vielen pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln vorkommt, ging man zunächst davon aus, dass es für den menschlichen Organismus eine vergleichbare Rolle spielt wie andere B-Vitamine.1,2
Neuere Forschungen zeigten jedoch, dass der Körper Inositol selbst aus Glucose bilden kann. Besonders aktiv ist dabei die Niere, die täglich etwa zwei Gramm dieses Stoffes produziert. Auch in anderen Geweben, insbesondere im Gehirn, kommt Inositol in höherer Konzentration vor. Da es also nicht zwingend über die Nahrung aufgenommen werden muss, erfüllt es nicht die Definition eines Vitamins.1
Aufgrund dieser Erkenntnisse wurde Inositol neu klassifiziert: Statt als Vitamin wird es nun als Vitaminoid (vitaminähnliche Substanz) bezeichnet. Dieser Begriff wird für Stoffe verwendet, die ähnliche Eigenschaften wie Vitamine haben, jedoch nicht essenziell sind, weil der Körper sie selbst bilden kann. Trotzdem spielt Inositol eine wichtige Rolle in vielen biologischen Prozessen, weshalb es in bestimmten Situationen als Nahrungsergänzung eingesetzt wird.4
Wissensbox:
Myo-Inositol ist die häufigste und biologisch aktivste Form von Inositol und kommt vor allem in pflanzlichen Lebensmitteln vor. Es unterstützt die Nervenzellen, Zellmembranen und Insulin-Signalübertragung. D-Chiro-Inositol entsteht aus Myo-Inositol und ist wichtig für den Blutzuckerstoffwechsel. Es wird in Geweben wie der Leber und Muskulatur umgewandelt und spielt eine Rolle bei Insulinempfindlichkeit und PCOS.13
Welche Aufgaben übernimmt Inositol im Körper?
Inositol übernimmt im Körper verschiedene Aufgaben, insbesondere im Nervensystem, im Hormonhaushalt, im Fettstoffwechsel und für die allgemeine Zellgesundheit. Während einige dieser Wirkungen von Inositol gut wissenschaftlich belegt sind, müssen andere noch weiter erforscht werden.2
Eine wichtige Funktion von Inositol ist die Unterstützung des Nervensystems. Es ist ein Bestandteil der Zellmembranen und spielt eine wichtige Rolle bei der Signalübertragung innerhalb der Zellen. Untersuchungen zeigen, dass Inositol die Signalweiterleitung von Nervenbotenstoffen verbessern kann, was möglicherweise stimmungsaufhellende Effekte hat. Kleinere Studien deuten zudem darauf hin, dass größere Mengen von Myo-Inositol bei Depressionen, Angststörungen und Zwangsstörungen unterstützend wirken könnten. Die Ergebnisse müssen aber noch durch größere Untersuchungen bestätigt werden.5,6
Auch für den Hormonhaushalt ist Inositol von Bedeutung, insbesondere im Zusammenhang mit der Insulin-Signalübertragung. Die beiden wichtigsten Formen, Myo-Inositol und D-Chiro-Inositol, dienen als sekundäre Botenstoffe für Insulin und helfen dabei, die Glucoseaufnahme in die Zellen zu regulieren.7
Zudem hat sich Inositol als vielversprechend in der Behandlung des Polyzystischen Ovarialsyndroms (PCOS) erwiesen. PCOS ist eine der häufigsten hormonellen Störungen bei Frauen im gebärfähigen Alter. Typische Symptome sind unregelmäßige Menstruationszyklen, erhöhte Androgenspiegel (männliche Hormone), Zysten an den Eierstöcken sowie Insulinresistenz. Untersuchungsergebnisse legen nahe, dass Inositol den Hormonhaushalt stabilisieren, den Menstruationszyklus regulieren und die Fruchtbarkeit fördern könnte.1,8,9
Darüber hinaus spielt Inositol auch eine Rolle im Fettstoffwechsel und für die Lebergesundheit. Es trägt zur Fettverwertung bei und kann möglicherweise die Einlagerung von Fett in der Leber reduzieren. Insbesondere bei der Nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD) gibt es Hinweise darauf, dass Inositol dazu beitragen könnte, die Leberfunktion zu verbessern. Allerdings ist die Aussagekraft der Studienergebnisse noch begrenzt.10
Zu guter Letzt ist Inositol für die Zellgesundheit und den Schutz der DNA von Bedeutung. Es ist ein wichtiger Bestandteil der Zellmembranen und trägt zur Stabilität und Funktion von Zellen bei.5
In welchen Lebensmitteln steckt Inositol?
Zu den Inositol-reichen Lebensmitteln gehören:
- Hülsenfrüchte: Erbsen, Bohnen, Linsen, Kichererbsen und Sojabohnen1,11
- Vollkornprodukte: Haferflocken, brauner Reis, Weizenkleie und Gerste1,11
- Nüsse und Samen: Mandeln, Walnüsse, Haselnüsse und Cashewkerne1
- Obst: Besonders hohe Mengen finden sich in Zitrusfrüchten wie Orangen und Grapefruits sowie in Melonen und Bananen1
- Gemüse: Tomaten, Kartoffeln, Kohl (insbesondere Blumenkohl)1
- Tierische Produkte: Leber, Fleisch und Eier enthalten kleinere Mengen an Inositol1
- Milchprodukte: Besonders Muttermilch ist eine natürliche Quelle für Inositol12
Während Myo-Inositol in vielen pflanzlichen Lebensmitteln frei vorkommt, ist Phytinsäure die Hauptform in Getreide und Hülsenfrüchten. Der Körper kann Phytinsäure jedoch nur begrenzt verwerten, da sie stark an Mineralstoffe gebunden ist. Durch Einweichen, Fermentieren oder Keimen von Getreide und Hülsenfrüchten kann die Bioverfügbarkeit von Inositol erhöht werden.3
Mehr entdecken:
1. Schuster, Nicole: Inositol als Push für den Stoffwechsel? In: PTA Forum, 2024. Link, abgerufen am 25.02.2025
2. Dorothy, Natalie: Myo-Inositol: Eine essentielle Substanz für die Gesundheit, 2024. Link, abgerufen am 25.02.2025
3. Spektrum.de: Phytinsäure, 1999. Link, abgerufen am 25.02.2025
4. Spektrum.de: Vitaminoide, 2001. Link, abgerufen am 25.02.2025
5. Thota, S.G. et al: The emerging roles of inositol pyrophosphates in eukaryotic cell physiology. In: J Biosci 2015. Link, abgerufen am 25.02.2025
6. Mukai, T. et al..: A meta-analysis of inositol for depression and anxiety disorders. In: Hum Psychopharmacol, 2014. Link, abgerufen am 25.02.2025
7. Croze, M.L. et al.: Potential role and therapeutic interests of myo-inositol in metabolic diseases. In: Biochimie 2013. Link, abgerufen am 25.02.2025
8. Deutsche Apotheker-Zeitung: Können NEM und Ernährung bei unerfülltem Kinderwunsch helfen?, 2022. Link, abgerufen am 25.02.2025
9. Kamenov, Z. et al.: Inositols in PCOS. In: Molecules, 2022. Link, abgerufen am 25.02.2025
10. Pani, A. et al: Inositol and Non-Alcoholic Fatty Liver Disease: A Systematic Review on Deficiencies and Supplementation. In: Nutrients 2020. Link, abgerufen am 25.02.2025
11. Motuhifonua, S.K. et al.: Antenatal dietary supplementation with myo-inositol for preventing gestational diabetes. In: Cochrane Database Syst Rev, 2023. Link, abgerufen am 25.02.2025
12. Deutsche Hebammen-Zeitschrift: Wie Muttermilch die Hirnentwicklung fördert. 2023. Link, abgerufen am 25.02.2025
13. Kiani, A. K. et al.: From Myo-inositol to D-chiro-inositol molecular pathways. In: Eur Rev Med Pharmacol Sci 2021. Link, abgerufen am 25.02.2025


