Allergien verstehen: Ursachen, Symptome und Behandlung
Allergien verstehen: Ursachen, Symptome und Behandlung
Die Augen brennen, die Nase läuft – typische Pollenallergie-Symptome trüben bei vielen Menschen die Freude an der warmen Jahreszeit. Andere müssen bestimmte Nahrungsmittel meiden oder die Folgen eines möglichen Insektenstiches fürchten. Mit ihren Herausforderungen sind Allergikerinnen und Allergiker nicht alleine: Mehr als jedes fünfte Kind und nahezu jeder dritte Erwachsene entwickelt mindestens eine Allergie.1
Inhalt
Was sind Allergien?
Bei einer Allergie reagiert das körpereigene Immunsystem überempfindlich auf einen eigentlich harmlosen Fremdstoff. Geraten etwa Birkenpollen in die Nase oder Erdnüsse in den Mund, aktiviert der Körper eine ganze Reihe von Abwehrmechanismen. Je nach Allergie-Typ bemerken die Betroffenen das zum Beispiel in Form von juckenden und geschwollenen Schleimhäuten, Hautausschlag oder allergischem Asthma mit Atemnot. Die Stoffe, die im Einzelfall zu einer allergischen Reaktion führen, bezeichnen Fachleute als Allergene.2
Bei jedem erneuten Kontakt mit dem Allergen aktivieren die spezifischen IgE-Antikörper sogenannte Mastzellen und setzen damit eine Kettenreaktion (Kaskade) von Abwehr- und Entzündungsprozessen in Gang. So entstehen die typischen Allergie-Symptome, etwa auf der Haut, an den Schleimhäuten oder in den Atemwegen. Die körperliche Reaktion kann so stark sein, dass das eigene Gewebe Schaden nimmt oder in Einzelfällen sogar eine lebensbedrohliche Anaphylaxie entsteht.3
Dr. Loges Wissensbox
Wie entsteht eine Allergie?
Allergien sind nicht angeboren. Beim ersten Kontakt mit einem Allergen kommt es also normalerweise zu keiner allergischen Reaktion – aber möglicherweise zu einer Sensibilisierung. Das bedeutet, der Körper beginnt, bestimmte Abwehr-Eiweiße (Antikörper) gegen das betreffende Allergen zu entwickeln. Die wichtigsten Antikörper bei Allergien sind solche vom Typ Immunglobulin E, kurz IgE-Antikörper.2
Was sind die häufigsten Allergie-Auslöser?
Als Auslöser einer allergischen Reaktion kommt eine Reihe unterschiedlicher Allergene infrage. Das Immunsystem reagiert genau genommen auf bestimmte Moleküle – zumeist Eiweiße – im jeweiligen Fremdstoff. Am weitesten verbreitet sind Allergien gegen bestimmte Stoffe in der Luft, sogenannte Inhalationsallergene. Diese Allergien der Atemwege lassen sich noch einmal unterteilen in saisonale Allergien (vor allem Heuschnupfen), die nur zu bestimmten Zeiten im Jahr auftreten, und ganzjährige Allergien (zum Beispiel durch Haustiere).4
Zu den wichtigsten Allergie-Auslösern gehören:
- Baumpollen wie Hasel, Erle und Birke
- Gräserpollen wie Lieschgras und Roggen
- Kräuterpollen wie Beifuß und Ambrosia
- Hausstaubmilben
- Schimmelpilze
- Haustiere wie Katzen und Hunde
Die nach Heuschnupfen häufigste Form der Allergie sind Nahrungsmittelallergien. Kinder reagieren vergleichsweise oft auf Erdnüsse, Kuhmilch und Hühnerei. Bei Erwachsenen stehen hingegen Weizen, Soja und Schalentiere im Vordergrund. Viele Erwachsene entwickeln auch sogenannte Kreuzreaktionen. Wer zum Beispiel eine Birkenpollen-Allergie hat, spürt dann plötzlich ein Kribbeln in Mund und Rachen, wenn er in einen Apfel beißt. Der Grund: Bestimmte Eiweißstrukturen in Nüssen, Obst, Gemüse und Kräutern ähneln jenen in Blütenpollen so sehr, dass das Immunsystem ebenfalls aktiv wird.5
Weitere mögliche Auslöser für Allergien sind zum Beispiel Insektengifte (zum Beispiel durch Bienen- und Wespenstiche) und Medikamente (zum Beispiel Antibiotika). Hier machen sich die Allergie-Symptome zwar seltener bemerkbar, können aber besonders schwere Reaktionen auslösen.6
Welche Allergie-Typen gibt es?
Ärztinnen und Ärzte teilen Allergien je nach der zugrundeliegenden immunologischen Reaktion in vier verschiedene Typen ein:
- Typ I oder Soforttyp-Reaktion
- Typ II oder zytotoxische Reaktion
- Typ III oder Immunkomplexreaktion
- Typ IV oder Spättyp-Reaktion
Nahezu alle häufigen Allergien (wie Heuschnupfen, allergisches Asthma und Nahrungsmittelallergien) fallen unter die sogenannten Soforttyp-Reaktionen, also Typ I. Hier kommt es innerhalb weniger Sekunden bis Minuten zu einer Immunreaktion und Allergie-Symptomen. Manche Betroffene erleben nach vier bis sechs Stunden eine weitere “Reaktionswelle”.2
Zytotoxische Reaktionen (Typ II) sind eher selten. Ein Beispiel dafür ist die Immunerkrankung allergische Agranulozytose. Die ebenfalls seltene Immunkomplexreaktion (Typ III) steht etwa hinter der Lungenerkrankung exogen-allergische Alveolitis. Etwas weiter verbreitet sind wiederum Spättyp-Reaktionen (Typ IV): Die Allergie-Symptome treten bei dieser Reaktionsform erst nach 12 bis 72 Stunden auf. Ein typisches Beispiel sind sogenannte Kontaktallergien, bei denen die Haut zum Beispiel auf Metalle, Duftstoffe oder Chemikalien reagiert.2
Allergie-Symptome: Schnupfen oder allergische Reaktion?
Je nach Allergen und individueller Ausprägung sind unterschiedliche Allergie-Symptome möglich.
Zu den häufigsten zählen:6
- Schnupfen und häufiges Niesen
- Husten und Atemprobleme
- tränende Augen
- Juckreiz und Schwellungen (an Augen, Haut oder Schleimhäuten)
- Hautausschlag
- Magen-Darm-Symptome (wie Übelkeit und Bauchschmerzen)
Manchmal ist es nicht ganz einfach, Allergien anhand der Beschwerden von anderen Erkrankungen und Immunreaktionen abzugrenzen. So lassen sich Pollenallergie-Symptome zu Beginn leicht mit einer Erkältung verwechseln. Was helfen kann, ist ein Blick auf das Nasensekret: Bei Erkältungsschnupfen ist es meist zäh und gelblich verfärbt, bei einer Allergie eher dünnflüssig und klar.7
Typisch ist auch, dass sich Allergie-Symptome in bestimmten Situationen plötzlich verstärken. So erleben viele Heuschnupfen-Geplagte prompt einen Niesanfall, wenn sie ins Freie treten. Bei einer Hausstaubmilben-Allergie schwillt oft binnen Minuten die Nase zu, wenn die Betroffenen sich ins Bett legen. Erkältungssymptome ziehen sich hingegen oft über ein bis zwei Wochen und klingen dann von alleine wieder ab. Lassen Sie die Symptome im Zweifelsfall von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt abklären!7
Warum schützt Alter nicht vor Allergie?
Allergien können in jedem Alter auftreten. Manche Menschen reagieren bereits als Babys allergisch auf eine Säuglingsnahrung mit Kuhmilch, andere entwickeln erst im Rentenalter einen Heuschnupfen. Eine Neigung zu Allergien und allergischen Erkrankungen (wie Asthma und Neurodermitis) kann sich vererben. Fachleute sprechen von einer sogenannten Atopie. Ob der Körper jedoch eine Sensibilisierung gegen bestimmte Fremdstoffe entwickelt, hängt auch von anderen Faktoren ab. So erhöhen auch Luftverschmutzung und Zigarettenrauch die Wahrscheinlichkeit für Allergien.6
Zudem verändern sich Allergien häufig im Laufe des Lebens: Typische Nahrungsmittelallergien bei Babys und Kleinkindern können sich “auswachsen”, während sich andere Allergien eher weiter verstärken. Darüber hinaus kommt es vor, dass sich Pollenallergie-Symptome von den oberen Atemwegen in die unteren verlagern , sodass aus einem Heuschnupfen ein allergisches Asthma wird (“Etagenwechsel”).6
Was tun bei Verdacht auf Allergie?
Wenn Sie bei sich eine Allergie vermuten, stellen Sie sich am besten zunächst bei Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt vor. Eventuell erhalten Sie eine Überweisung in eine spezielle allergologische Praxis. So beschäftigen sich zum Beispiel einige Haut-, Lungen- oder Hals-Nasen-Ohren-Fachpersonen schwerpunktmäßig mit der Diagnostik und Behandlung von Allergien.
Mögliche Diagnoseverfahren sind:6
- ein Pricktest, bei dem am Unterarm an kleinen Einstichstellen die im Verdacht stehenden Allergene aufgetropft werden
- ein Epikutantest mit Pflastern, zumeist am Rücken
- ein Bluttest, bei dem sich allgemeine und spezifische IgE-Antikörper gegen bestimmte Allergene bestimmten lassen
- ein Provokationstest, also die direkte Reizung mit einem Allergen-Extrakt (z. B. als Spray oder Tropfen)
Die Kosten für eine allergologische Diagnostik (wie einen Pricktest) bei bestehenden Allergie-Symptomen übernehmen in der Regel die gesetzlichen Krankenkassen. Für weiterführende diagnostische Maßnahmen (wie spezifische Bluttests) gibt es jedoch bestimmte Einschränkungen und Voraussetzungen, die Sie im Vorfeld mit Ihrer Krankenkasse klären sollten.8
Was hilft gegen Allergie-Symptome?
Bei einer bestehenden Allergie bespricht Ihre Ärztin oder Ihr Arzt mit Ihnen individuell mögliche Behandlungsmaßnahmen. Oft ist es sinnvoll, den Kontakt mit dem Allergen so weit wie möglich zu vermeiden (Allergenkarenz). Das gilt vor allem für Allergien gegen Nahrungsmittel und Medikamente. Aber auch bei Heuschnupfen und Hausstaubmilben-Allergie können Sie durch bestimmte Verhaltensweisen den Kontakt mit den Allergenen einschränken – zum Beispiel kann es helfen, in der Pollensaison vor dem Zubettgehen die Haare zu waschen, nur zu bestimmten Tageszeiten zu lüften und Straßenkleidung nicht im Schlafzimmer zu lagern. Darüber hinaus kann zum Beispiel ein Staubsauger mit Hepa-Filtersystem bei Pollen- und Hausstaub-Allergie sinnvoll sein.6
Daneben gibt es Medikamente, die zwar nicht die Allergie selbst, aber ihre Symptome lindern. Dazu gehören Antihistaminika in Form von Tabletten, Augentropfen oder Nasensprays sowie antientzündliche oder bronchienerweiternde Wirkstoffe (z. B. in Asthmasprays). Eine ursächliche Therapiemöglichkeit ist die Hyposensibilisierung oder spezifische Immuntherapie (SIT). Diese dauert mindestens drei bis fünf Jahre und ist darauf ausgelegt, den Körper nach und nach an das jeweilige Allergen zu gewöhnen. Je nach Allergie kommen hierfür Spritzen, Tabletten oder Tropfen mit dem jeweiligen Allergen-Extrakt zum Einsatz.6
Homöopathie bei Allergien
Neben der Hyposensibilisierung und klassischen Antiallergika gibt es alternative und ergänzende Behandlungsmöglichkeiten für Allergien, zum Beispiel im Rahmen der Homöopathie. Hier lassen sich zwei Ansätze unterscheiden:9
- akute Symptome (z. B. der Augen, Haut und Atemwege) zu lindern sowie
- vorbeugend die allgemeine Konstitution zu unterstützen, zum Beispiel bei Pollenallergie als Prophylaxe ab dem Spätherbst
Der Vorteil der nebenwirkungsarmen homöopathischen Behandlung ist, dass sie sich auch zur langfristigen Anwendung eignet. Auch Wechselwirkungen mit gängigen Allergie-Medikamenten sind nicht zu erwarten.10
Mehr entdecken:
Bitte beachten Sie, dass es sich bei der Erstellung von Diagnosen oder Therapieempfehlungen um eine ärztliche/therapeutische Tätigkeit handelt. Als pharmazeutischer Hersteller dürfen wir diesbezüglich keine Empfehlungen aussprechen. Bitte besprechen Sie eventuelle Fragen mit Ihrer Ärztin, Ihrem Arzt oder in Ihrer Apotheke. Bei direkten Fragen zu unseren Präparaten helfen wir Ihnen gerne weiter.
- Robert Koch Institut (RKI): Themenschwerpunkt Allergien und atopische Erkrankungen, Stand: 02/2024. (Abruf: 02.04.2025)
- Dehmel S, Behrendt H. Wie entsteht eine Allergie? Helmholtz Munich, Allergieinformationsdienst, Stand: 11/2018. (Abruf: 02.04.2025)
- Murphy K, Weaver C. Allergien und allergische Erkrankungen. Janeway Immunologie. 2018 Apr 23:783–834. (Abruf: 02.04.2025)
- Ring, J. Allergene aus der Luft. Allergieinformationsdienst, Helmholtz Munich. Stand: 06/2019. (Abruf: 02.04.2025)
- Worm, M et al. Update S2k-Leitlinie zum Management IgE-vermittelter Nahrungsmittelallergien. Allergologie 2021 44(7):488-541. (Abruf: 02.04.2025)
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Allergien. Gesundheitsinformation.de, Stand: 07/2023. (Abruf: 02.04.2025)
- Deutscher Allergie- und Asthmabund (DAAB): Pollenallergie, o.D. (Abruf: 02.04.2025)
- Kassenärztliche Vereinigung Hessen: Allergologie abrechnen, Stand: 12/2023. (Abruf: 02.04.2025)
- Riker, U. Homöopathie bei Allergien. ZKM 2023; 15(01): 46-50. (Abruf: 02.04.2025)
- Geissel, W. Homöopathie lindert Allergien akut und langfristig. ÄrzteZeitung 02/2007. (Abruf: 02.04.2025)