Hitzewallungen in den Wechseljahren
Hitzewallungen in den Wechseljahren
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Oft kündigen sie sich durch ein leichtes Drücken im Kopf an, um sich dann als heiße Welle von der Brust bis zu den Haarspitzen auszubreiten: Hitzewallungen erleben betroffene Frauen meist als ungewohnt und unangenehm. Besonders dann, wenn sie sich zum Beispiel plötzlich mit hochrotem Kopf in einem Meeting wiederfinden oder nachts auf schweißnassen Laken erwachen. Dabei sind Hitzewallungen weit verbreitet: Mindestens acht von zehn Frauen in den Wechseljahren erleben sie als Symptome der hormonellen Veränderung.
Was sind Hitzewallungen?
Als Hitzewallungen bezeichnet man ein anfallsartig auftretendes Hitzegefühl, das sich wellenförmig im Körper ausbreitet. Besonders betroffen sind Gesicht, Hals und Brust. In diesen Arealen kann sich – je nach Hauttyp – die Haut sichtbar röten. Viele Betroffene erleben gleichzeitig starke Schweißausbrüche. Kühlt der Körper wieder ab, schlägt das Gefühl häufig in ein Frösteln um. Treten Hitzewallungen in der Nacht auf, können sie den Schlaf empfindlich stören.2
Wissensbox: Was passiert bei einer Hitzewallung im Körper?
Hitzewallungen sind als solche nicht krankhaft, sondern ein überschießender Versuch des Körpers, die eigene Temperatur zu regulieren. Dabei aktiviert er alle Mechanismen, um die Körperkerntemperatur abzusenken: Die Gefäße direkt unter der Haut weiten sich stark und das Herz schlägt schneller, um sie vermehrt zu durchbluten. Gleichzeitig werden die Schweißdrüsen aktiv, um die Hautoberfläche durch den Verdunstungseffekt abzukühlen. Dies geschieht bei einer Hitzewallung deutlich früher und abrupter als beim normal regulierten Temperaturausgleich. Mit einem anschließenden Frösteln, einer Gänsehaut und/oder leichtem Zittern reagiert der Körper auf die plötzlich gesunkene Körperkerntemperatur und versucht, sie wieder auszugleichen.1
Welche Ursachen haben Hitzewallungen?
Hitzewallungen können im Rahmen hormoneller Schwankungen auftreten. Am häufigsten erleben sie Frauen in den Wechseljahren – also in jener Zeit, in der die Fruchtbarkeit nachlässt und das Hormonsystem sich umstellt. Bis zu 85 Prozent der Frauen in den Wechseljahren erleben Hitzewallungen. Bei 55 Prozent gehen sie bereits den ersten Menstruationsveränderungen voraus und kündigen somit den Beginn der sogenannten Perimenopause an.3
Was die Ursachen für Hitzewallungen in den Wechseljahren betrifft, gehen Fachleute davon aus, dass das weibliche Sexualhormon Östrogen hierfür eine wichtige Rolle spielt. Der Östrogenspiegel sinkt in den Wechseljahren teilweise rapide ab. Östrogen wirkt auch als Botenstoff für das sogenannte vegetative Nervensystem, das unter anderem den Blutdruck, die Herzfrequenz und die Körpertemperatur reguliert. Dabei scheint nicht die absolute Höhe des Östrogenspiegels wichtig zu sein. Vielmehr sind es die starken Schwankungen, die die Regulation stören.1
Wissensbox: Östrogen und Serotonin
Neben Östrogen spielen auch weitere Botenstoffe in diesem komplexen System eine Rolle. Unter anderem regt das weibliche Geschlechtshormon die Produktion von Serotonin an. Dieses Gewebshormon ist bekannt für seine antidepressive Wirkung im Gehirn, agiert aber auch als wichtiger Regulator für die Blutgefäße und das “innere Thermostat” des Körpers, das in einer bestimmten Region des Zwischenhirns – dem Hypothalamus – sitzt. In den Wechseljahren sinkt der Serotoninspiegel um rund 50 Prozent, was vermutlich nicht nur Stimmungsschwankungen, sondern auch Hitzewallungen begünstigt.1
Wie äußern sich Hitzewallungen – und wie lange dauern sie?
Hitzewallungen äußern sich durch Symptome wie:2
- ein plötzliches Hitzegefühl, das sich von der Brust über Hals und Gesicht ausbreitet
- eine stark gerötete, manchmal fleckige Haut
- einen beschleunigten Herzschlag
- eventuell Angstgefühle
- verstärktes Schwitzen, insbesondere am Oberkörper
- Frösteln, eventuell Zittern und Gänsehaut, wenn die Hitzewallung abebbt
Jede von Hitzewallungen betroffene Frau erlebt dieses Symptom ein wenig anders. Während manche so stark schwitzen, dass sie sich nach jeder Hitzewallung umziehen müssen, steht bei anderen nur ein warmes Gefühl im Vordergrund. Auch Herzklopfen und Ängste werden unterschiedlich stark erlebt. Die Attacken selbst halten meist fünf bis zehn Minuten lang an, in Ausnahmefällen bis zu 15 Minuten.4
Im Durchschnitt begleiten Hitzewallungen Frauen in den Wechseljahren über 5,2 Jahre.3 Bei den meisten legen sich die Beschwerden wenige Jahre nach der letzten Monatsblutung, der sogenannten Menopause. Etwa jede zehnte Frau erlebt aber auch noch zehn Jahre nach der Menopause gelegentliche Hitzewallungen.5
Welche Auswirkungen haben Hitzewallungen?
Auch wenn Hitzewallungen keine Krankheit sind, können sie die Betroffenen körperlich und psychisch stark belasten. Während manche Frauen in den Wechseljahren nur gelegentlich einen Wärmeschub wahrnehmen, bricht der Schweiß bei anderen bis zu zweimal pro Stunde aus. Das kann die Aktivitäten des Alltags erheblich stören und die Lebensqualität beeinträchtigen.1 Als belastend empfinden viele Frauen auch die Schweißausbrüche in der Nacht: Sie sorgen nicht nur für verschwitzte Haare und Laken, sondern auch für immer wieder gestörte Tiefschlafphasen. In der Folge gerät der Schlaf-Wach-Rhythmus durcheinander und die Betroffenen fühlen sich tagsüber häufiger müde und unkonzentriert.3
Was tun bei Hitzewallungen?
Um Hitzewallungen entgegenzuwirken, kann ein gesunder Lebensstil helfen: Sowohl Rauchen als auch Übergewicht gelten als Risikofaktoren für Hitzewallungen. Entsprechend können Sie die Häufigkeit und Intensität der Hitzewallungen möglicherweise abmildern, indem Sie mit dem Rauchen aufhören. Auch ein gesundes Körpergewicht durch ausreichend Bewegung und eine abwechslungsreiche, ausgewogene Ernährung unterstützt den Körper bei der Temperaturregulation, wenn die Hormonspiegel schwanken.2
Bei stark ausgeprägten Hitzewallungen, die Sie körperlich und psychisch belasten, empfiehlt sich ein Besuch in der frauenärztlichen Praxis. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt erfragt in diesem Zusammenhang auch weitere Wechseljahresbeschwerden und mögliche Auslöser, die sie verstärken können. In der Praxis können Sie gemeinsam erörtern, ob für Sie ein pflanzliches Arzneimittel gegen Wechseljahresbeschwerden infrage kommt oder eine Hormonersatztherapie. Viele Frauen können oder wollen jedoch keine künstlichen Hormone einnehmen, da sie Nebenwirkungen fürchten.6 Daher wünschen sich viele eine pflanzliche und gut verträgliche Alternative.7 Phytopräparate enthalten zum Beispiel Pflanzenextrakte aus der Traubensilberkerze, Rotklee oder der Sibirischen Rhabarberwurzel, auch Rheum rhaponticum genannt.
Weitere Tipps für den Umgang mit Hitzewallungen
Die gute Nachricht ist: Schutzlos ausgeliefert sind Sie den heißen Schüben nicht. Folgende Tipps helfen dabei, mit weniger Hitzewallungen durch die Wechseljahre zu kommen:8
- Bei Menschen mit Hitzewallungen reagiert das körpereigene Thermostat deutlich sensibler auf leichte Anstiege der Körperkerntemperatur.5 Achten Sie darauf, nicht zu überhitzen und regulieren Sie die Temperatur in Ihren Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräumen nach Möglichkeit leicht herunter.
- Wählen Sie luftige, atmungsaktive Kleidung. Im Herbst und Winter hilft das “Zwiebelprinzip”, sodass Sie beim ersten Wärmegefühl ein bis zwei Kleidungsschichten ablegen können. Im Sommer leistet ein Taschenventilator unterwegs gute Dienste, wenn sich eine Hitzewallung ankündigt.
- Lagern Sie zu Hause ein Kühlpack im Kühl- oder Gefrierschrank, das Sie bei aufsteigender Hitze (eingeschlagen in ein Küchentuch) auf Stirn oder Nacken legen können. Wenn Sie kein Kühlpack zur Hand haben, hilft ein feuchtkalter Waschlappen. Auch eine kühle bis lauwarme Dusche fühlt sich oft angenehm an.
- Bestimmte äußere Faktoren können Hitzewallungen auslösen („triggern“), insbesondere Alkohol, Koffein und scharf gewürzte Gerichte. Beobachten und vermeiden Sie Ihre persönlichen Auslöser, indem Sie zum Beispiel auf koffeinfreien Kaffee umsteigen.
- Meditation, Yoga, Qi Gong oder spezielle MBSR-Kurse können über Achtsamkeit zu mehr Entspannung und einem besseren Körpergefühl verhelfen. Erste Daten deuten darauf hin, dass Achtsamkeits-Techniken auch ein hilfreiches Tool bei Hitzewallungen sein könnten: In einer Studie nahmen 110 Frauen, die über mindestens fünf Hitzewallungen pro Tag berichteten, an einem achtsamkeitsbasierten Training teil. Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe litten sie nach 20 Wochen regelmäßigen Trainings deutlich weniger unter Hitzewallungen und konnten ihre empfundene Schlaf- und Lebensqualität verbessern – ein Effekt, der auch drei Monate nach Kursende noch anhielt.9
Bitte beachten Sie, dass es sich bei der Erstellung von Diagnosen oder Therapieempfehlungen um eine ärztliche/therapeutische Tätigkeit handelt. Als pharmazeutischer Hersteller dürfen wir diesbezüglich keine Empfehlungen aussprechen. Bitte besprechen Sie eventuelle Fragen mit Ihrer Ärztin, Ihrem Arzt oder in Ihrer Apotheke. Bei direkten Fragen zu unseren Präparaten helfen wir Ihnen gerne weiter.
1Bansal, R., Aggarwal, N. Menopausal Hot Flashes: A Concise Review. J Midlife Health. 2019 Jan-Mar;10(1):6-13, Link: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6459071/
2Mayo Clinic: Hot flashes, Stand: 12/2023, Link: https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/hot-flashes/symptoms-causes/syc-20352790
3Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF): Wechseljahresbeschwerden /klimakterische Beschwerden, in: Frauenärzte im Netz, Stand: 05/2018, Link: https://www.frauenaerzte-im-netz.de/koerper-sexualitaet/wechseljahre-klimakterium/wechseljahresbeschwerden-klimakterische-beschwerden/
4Thurston, RC. et al. Prospective evaluation of nighttime hot flashes during pregnancy and postpartum. Fertil Steril. 2013 Dec;100(6):1667-72, Link: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4167790/
5Rossmanith, WG., Rübberdt, W.: Neuroendokrinologie der Menopause: Wie entstehen Hitzewallungen? J Gynäkol Endokrinol 2009; 16 (3): 29–38, Link: https://www.kup.at/kup/pdf/8156.pdf
6forsa-Umfrage 2020: „Lebensqualität in den Wechseljahren“ mit 1000 Frauen aus Deutschland zwischen 45-60 Jahren. Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen
7forsa-Umfrage 2017 bei 502 Frauen ab 40 – forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen.
8National Instititute on Alging (NIH): Hot Flashes: What Can I Do? Stand: 05/2021, Link: https://www.nia.nih.gov/health/menopause/hot-flashes-what-can-i-do
9Carmody, JF. et al. Mindfulness training for coping with hot flashes: results of a randomized trial. Menopause. 2011 Jun;18(6):611-20, Link: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3123409/