Nervosität und Unruhe
Nervosität und Unruhe
Gelassen im Alltag: Tipps gegen innere Unruhe und Nervosität
Inhalt
- Welche Ursachen kann innere Unruhe haben?
- Was sind Symptome für innere Unruhe?
- Was tun gegen innere Unruhe und Nervosität?
- Ruhig und klar durch Achtsamkeit und Meditation
- Wie Bewegung und Sport innere Unruhe auflösen
- Von Anspannung zu Entspannung: Progressive Muskelrelaxation
- Trägt die Ernährung zur inneren Ruhe bei?
- Soziale Unterstützung gegen innere Unruhe
“Entspann dich doch mal!” Das sagt sich leicht, ist für viele Menschen aber schwierig umzusetzen. Ist der Kopf voller Gedanken, Sorgen und To-do-Listen, begleitet viele ein Gefühl von Nervosität und innerer Unruhe durch den Tag – und nicht selten bis abends ins Bett, wo das Gedankenkarussell sie wach hält. Der zunehmend schnelllebige Alltag und eine ständige Erreichbarkeit verstärken diese Effekte. Umso wichtiger ist es, durch kurzfristige Strategien und langfristige Routinen für innere Ruhe zu sorgen, denn dauerhafter Stress und Unruhe können in behandlungsbedürftige Ängste und Depressionen münden.1
Welche Ursachen kann innere Unruhe haben?
Bei innerer Unruhe ist der Körper anhaltend in Anspannung und Erregung. Dies kann verschiedene Ursachen haben:2
- äußere Faktoren, zum Beispiel eine anstehende Prüfung, beruflicher Stress, ein Umzug oder eine Trennung
- konsumierte Substanzen oder deren Entzug, zum Beispiel Kaffee, Tabak, Alkohol, bestimmte Medikamente oder Drogen
- körperliche Ursachen, zum Beispiel niedriger Blutdruck, Unterzuckerung oder die hormonellen Veränderungen in den Wechseljahren
- bestehende psychische und neurologische Probleme, zum Beispiel Angststörungen, Depressionen, Demenzerkrankungen
Wenn es keine eindeutige äußere Ursache für die innere Unruhe gibt, empfiehlt sich daher ein Besuch in der hausärztlichen Praxis. Die Ärztin oder der Arzt kann abklären, ob bei Ihnen Hinweise auf eine körperliche oder psychische Erkrankung gibt, die hinter Nervosität und Unruhe stehen.2
Was sind Symptome für innere Unruhe?
Die Anzeichen für innere Unruhe können von Person zu Person unterschiedlich sein. Während manche den ganzen Tag “unter Strom” stehen, dafür dann aber abends binnen weniger Minuten erschöpft einschlafen, quälen andere Nacht für Nacht kreisende Gedanken. Der Schlaf ist bei verschiedenen Menschen unterschiedlich anfällig für Stress und innere Anspannung. Insofern sind Ein- und Durchschlafstörungen typisch, müssen aber nicht zwingend auftreten.3
Gemeinsam ist allen Betroffenen die Schwierigkeit, sich zu entspannen. Bei manchen löst die innere Unruhe auch Angstgefühle aus, was die Anspannung weiter verstärkt. Darüber hinaus lassen sich auch einige körperliche Symptome mit innerer Unruhe in Verbindung bringen:2
- Herzklopfen und Herzrasen
- Zittern und unruhige Hände
- Schweißausbrüche
- Benommenheit
- Schwächegefühl
Was tun gegen innere Unruhe und Nervosität?
Um innerer Unruhe und Nervosität entgegenzutreten, ist es zunächst wichtig, die Ursachen zu identifizieren und nach Möglichkeit zu beheben. Oft sorgt ein zu vollgepackter Arbeits- oder Familien-Alltag mit vielen kleinen und großen Aufgaben, Erledigungen und Verantwortlichkeiten für eine dauerhafte innere Anspannung. In diesem Fall sind Maßnahmen zur Strukturierung und zum Management hilfreich: Schreiben Sie sich detaillierte To-do-Listen, priorisieren Sie Ihre Aufgaben und überlegen Sie, welche Sie möglicherweise abgeben oder loslassen können. Planen Sie für Aufgaben feste Zeitblöcke ein – und vergessen Sie dabei auch die Pausen nicht!4
Eine weitere wichtige Grundlage ist, dass Sie ausreichend schlafen. Ideal ist ein regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus – auch am Wochenende. Verbannen Sie Fernseher, Handy und Tablet am besten aus dem Schlafzimmer und sorgen Sie stattdessen für eine ruhige, dunkle und kühle Schlafumgebung. Wenn Sie versuchen, Müdigkeit und Unkonzentriertheit mit Koffein zu bekämpfen, kann das die innere Unruhe noch verstärken.5 Haben Sie den Verdacht, dass eine körperliche Ursache bestehen könnte, gilt es, umgehend ärztliche Hilfe zu suchen.
Ruhig und klar durch Achtsamkeit und Meditation
Seit Tausenden von Jahren ist Meditation ein fester Bestandteil verschiedener asiatischer Kulturen. Auch in den westlichen Industrienationen hingegen finden Meditation und Achtsamkeit in den letzten Jahrzehnten immer mehr Anhänger. Achtsamkeit bedeutet einen Zustand des ruhigen Gewahrseins im gegenwärtigen Moment. Wichtig ist dabei, Inneres und Äußeres zu beobachten und anzunehmen – ohne es zu bewerten. Die Praxis der Meditation ist der bekannteste, aber nicht der einzige Weg. Auch Yoga, Tai Chi, Qi Gong und verschiedene Atemtechniken können die Achtsamkeit schulen.6
Inzwischen zeigt auch die Forschung: Achtsamkeit wirkt! Studien zufolge können Meditation und achtsamkeitsbasierte Therapien dabei helfen, innere Unruhe, Grübeln, Ängste und Stress zu reduzieren. Ganz nebenbei wirkt sich Achtsamkeit auch positiv auf das Arbeitsgedächtnis und die Konzentrationsfähigkeit aus.6 Kurse für Meditation und Achtsamkeit gibt es online und vor Ort in verschiedenen Instituten sowie spezialisierten Achtsamkeits- und Yoga-Zentren. Einige werden sogar von den verschiedenen Krankenkassen bezuschusst.
Wie Bewegung und Sport innere Unruhe auflösen
Dass der menschliche Körper nicht nur für Schreibtisch und Sofa geschaffen ist, merken manche Menschen an Rückenschmerzen, andere an innerer Unruhe. Sport und Bewegung sind ein effektiver Weg, um innere Anspannung abzubauen, Endorphine (“Glückshormone”) auszuschütten und den Fokus auf den eigenen Körper und in den gegenwärtigen Moment zu lenken.7
Dazu müssen Sie nicht übermäßig sportlich sein. Beginnen Sie mit einer Aktivität, die Ihnen Spaß macht: Gehen Sie in der Natur spazieren oder wandern, schwimmen Sie Bahnen, tanzen Sie zu Ihrer Lieblingsmusik durchs Haus oder harken Sie mit vollem Körpereinsatz das Laub im Garten. Optimal ist es, wenn Sie es schaffen, sich 20 bis 30 Minuten am Tag aktiv zu bewegen.8
Von Anspannung zu Entspannung: Progressive Muskelrelaxation
Bei innerer Unruhe und Nervosität ist es hilfreich, wenn Sie Ihre Muskulatur gezielt entspannen können. Zu den am besten untersuchten Entspannungsverfahren gehört die sogenannte Progressive Muskelrelaxation (PMR) nach Jacobson. Sie kommt zum Beispiel bei Migräne, Bluthochdruck, Schlaf- und Angststörungen zum Einsatz.9
Das Prinzip: Die anleitende Person bittet Sie, sich auf eine bestimmte Muskelgruppe zu konzentrieren und sie für einige Sekunden fest anzuspannen (z. B. die Hände zu Fäusten ballen). Anschließend lassen Sie die Spannung gezielt los und können die Muskeln umso tiefer entspannen. Nach und nach gehen Sie verschiedene Körperregionen und Muskelgruppen durch.9 Kurse für PMR und andere bewährte Entspannungsverfahren gibt es etwa an Volkshochschulen sowie direkt bei Fachpersonen (etwa aus der Psycho- oder Physiotherapie) mit einer qualifizierenden Weiterbildung.
Trägt die Ernährung zur inneren Ruhe bei?
Mehr innere Ruhe durch eine ausgewogene Ernährung – das geht! So sind bestimmte Nährstoffe (B-Vitamine, Vitamin C, Magnesium und Zink) wichtig für die Stressregulation durch die Botenstoffe im Gehirnstoffwechsel.10 Ein anhaltender Mangel kann Nervosität und Angstzustände begünstigen. Auch Omega-3-Fettsäuren, die sich vor allem in fettreichem Fisch finden, spielen eine entscheidende Rolle für die innere Gelassenheit. Im Idealfall decken Sie alle wichtigen Nährstoffe über eine vielseitige, gesunde Ernährung mit vielen frischen Lebensmitteln ab.10
Eine oft unterschätzte Rolle spielt auch der Blutzuckerspiegel: Mit der Glukose im Blut schwankt nicht selten die Stimmung. Steigt etwa nach einem süßen Snack der Blutzuckerspiegel stark an und fällt danach wieder in den Keller, kann sich das in Anspannung, Ängstlichkeit, Sorgen und Gereiztheit äußern. Daher gilt nicht nur für Menschen mit Diabetes: Setzen Sie auf ausgewogene Mahlzeiten mit reichlich Ballaststoffen sowie gesunden Fett- und Eiweißquellen, um Blutzuckerspitzen zu vermeiden.11 Kombinieren Sie weiße Pasta zum Beispiel mit einer Linsen-Gemüse-Bolognese. Das hält Sie nicht nur angenehm lang satt, sondern wirkt auch innerer Unruhe entgegen.
Soziale Unterstützung gegen innere Unruhe
Bei Nervosität und Stress neigen manche Menschen dazu, sich zurückzuziehen. Achten Sie darauf, dass dies kein Dauerzustand wird – denn das Gegenteil ist oft viel hilfreicher. Gehen Sie in Kontakt mit Freunden, Bekannten und Familienmitgliedern, die Ihnen gut tun. Sie können auch einem Verein beitreten oder ein Ehrenamt übernehmen. Das hilft, Ihre psychische Gesundheit nachhaltig zu stabilisieren und sorgt für ein verbessertes Wohlbefinden. Und: Auch gemeinsames Lachen ist gesund und wirkt Anspannung und Stress entgegen.7
Wenn Sie das Gefühl haben, der inneren Unruhe vollständig ausgeliefert zu sein oder wiederholt in Gefühle von Angst und Panik zu verfallen, suchen Sie sich umgehend professionelle psychotherapeutische Hilfe. Im ersten Schritt können Sie sich an Ihre hausärztliche Praxis oder eine Beratungsstelle in Ihrer Umgebung wenden.
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Bitte beachten Sie, dass es sich bei der Erstellung von Diagnosen oder Therapieempfehlungen um eine ärztliche/therapeutische Tätigkeit handelt. Als pharmazeutischer Hersteller dürfen wir diesbezüglich keine Empfehlungen aussprechen. Bitte besprechen Sie eventuelle Fragen mit Ihrer Ärztin, Ihrem Arzt oder in Ihrer Apotheke. Bei direkten Fragen zu unseren Präparaten helfen wir Ihnen gerne weiter.
1Wiegner, L. et al. Prevalence of perceived stress and associations to symptoms of exhaustion, depression and anxiety in a working age population seeking primary care - an observational study. BMC Fam Pract 16, 38 (2015). https://bmcprimcare.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12875-015-0252-7
2Heeg, J. et al.: Innere Unruhe, in: psychenet – Hamburger Netz psychische Gesundheit, Stand: 02/2024. https://www.psychenet.de/images/Themen/Themen_Innere_Unruhe_2022.pdf
3Kalmbach, DA et al. The impact of stress on sleep: Pathogenic sleep reactivity as a vulnerability to insomnia and circadian disorders. J Sleep Res. 2018 Dec;27(6):e12710. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7045300/
4The Jed Foundation: How to Reduce Stress by Prioritizing and Getting Organized, Abruf: 05.02.2024. https://jedfoundation.org/resource/how-to-reduce-stress-by-prioritizing-and-getting-organized/
5Centers for Disease Control and Prevention (CDC): Tips for Better Sleep, Stand: 09/2022. “https://www.cdc.gov/sleep/about_sleep/sleep_hygiene.html”
6Davis, DM., Hayes, JA. What are the benefits of mindfulness. Monitor on Psychology 2012 Jul 43(7). https://www.apa.org/monitor/2012/07-08/ce-corner
7Mayo Clinic: Stress relievers: Tips to tame stress, Stand: 08/2023. https://www.mayoclinic.org/healthy-lifestyle/stress-management/in-depth/stress-relievers/art-20047257
8Centers for Disease Control and Prevention (CDC): Reduce Stress in 10 Minutes and Improve Your Well-Being, Stand: 10/2022.
“https://www.cdc.gov/emotional-wellbeing/features/reduce-stress.htm”
9SpringerMedizin eMedpedia: Entspannungsverfahren in der Psychiatrie. Abruf: 05.02.2024 https://www.springermedizin.de/emedpedia/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/entspannungsverfahren-in-der-psychiatrie?epediaDoi=10.1007%2F978-3-642-45028-0_46
10Kris-Etherton PM et al. Nutrition and behavioral health disorders: depression and anxiety. Nutr Rev. 2021 Feb 11;79(3):247-260. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8453603/
11Kay, I. Is Your Mood Disorder a Symptom of Unstable Blood Sugar? Michigan School of Public Health, Stand: 10/2019. https://sph.umich.edu/pursuit/2019posts/mood-blood-sugar-kujawski.html