Arginin
Arginin
Was ist L-Arginin?
L-Arginin gehört zu den Aminosäuren, also zu den kleinsten Bausteinen der Eiweiße (Proteine) im menschlichen Körper. Einen Teil des täglich benötigten Arginins kann der Körper aus anderen Molekülen selbst herstellen. Das reicht jedoch nicht immer aus, sodass er auch eine bestimmte Menge an L-Arginin aus der Nahrung braucht. Daher zählt die Aminosäure zu den sogenannten semi-essenziellen Aminosäuren.1
L-Arginin übernimmt im Körper zahlreiche Funktionen. Einerseits handelt es sich um eine proteinogene Aminosäure; das heißt, sie fungiert unter anderem als Bestandteil im biochemisch aktiven Zentrum verschiedener Proteine. Gleichzeitig ist L-Arginin am Harnstoffwechsel beteiligt und unterstützt die Leber bei ihrer Entgiftungsfunktion.2 Eine Besonderheit ist, dass aus L-Arginin Stickstoffmonoxid (NO) entsteht: Dieses Gas reguliert zum Beispiel den Blutdruck, indem es die Gefäße erweitert, und spielt darüber hinaus eine wichtige Rolle für das körpereigene Immunsystem.2
Was bewirkt L-Arginin im Körper?
L-Arginin dient als Baustein für unterschiedliche Substanzen und Prozesse im menschlichen Körper. Eine besondere Rolle spielt die Aminosäure als Vorprodukt von Stickstoffmonoxid (NO), das regulierend auf das Gefäß-, Nerven- und Immunsystem wirkt. So bildet der Körper NO aus L-Arginin mithilfe eines bestimmten Enzyms im sogenannten Endothel, also in der Zellschicht an der Innenseite der Blutgefäße. Hier wirkt es direkt entspannend auf die Gefäße und senkt damit den Blutdruck.2,3
Dieser therapeutische Effekt von L-Arginin auf den Blutdruck ist inzwischen gut erforscht: So kommen größere Übersichtsstudien zu dem Schluss, dass es bei Menschen mit Bluthochdruck eine gefäßerweiternde und somit blutdrucksenkende Wirkung haben kann. Für frisch operierte Patient*innen verkürzte sich mit L-Arginin zudem die Liegedauer im Krankenhaus.3 Aufgrund dieser Effekte kann L-Arginin nach ärztlicher Rücksprache dabei helfen, die Gefäße gesund zu halten und die Therapie von Bluthochdruck und bestimmten Durchblutungsstörungen zu unterstützen.4
L-Arginin, das direkt in die Blutbahn injiziert wird, wirkt praktisch sofort. In Form von Kapseln und Tabletten braucht es mindestens 24 Stunden, bis der Körper die Aminosäure komplett aufgenommen hat. In einigen Fällen entfaltet sich die vollständige Wirkung erst, nachdem es etwa drei Monate regelmäßig eingenommen wurde.4 Manchmal kommt es auch kombiniert mit Citrullin zum Einsatz. Diese ebenfalls natürlich vorkommende Aminosäure wird zum Teil zu L-Arginin umgewandelt und trägt ebenfalls zur NO-Produktion bei.5
Hat Arginin bei Männern eine andere Wirkung als bei Frauen?
Durch seine gefäßerweiternde Wirkung gilt L-Arginin auch als natürliches Potenzmittel. In Kombination mit anderen Wirkstoffen kommt es daher unter anderem bei leichten bis mittleren Erektionsstörungen zum Einsatz.[1] Darüber hinaus spielt L-Arginin auch eine entscheidende Rolle für die männliche Fruchtbarkeit: In Studien zeigt sich, dass die Aminosäure bei Männern mit schlechter Spermienqualität sowohl die Menge als auch die Beweglichkeit der Spermien verbessern kann.6
L-Arginin wirkt sich auf zwei Wegen auf die Spermaqualität aus: Einerseits ist die Aminosäure selbst aktiv an der Spermienbildung beteiligt. Andererseits nehmen Forschende an, dass das aus L-Arginin entstehende Stickstoffmonoxid vor schädlichen oxidativen Prozessen (Lipidperoxidation) schützt, auf die die Samenfäden besonders empfindlich reagieren.6
Was ist der Unterschied zwischen Arginin und L-Arginin?
Auch Fachpersonen nutzen die Bezeichnungen Arginin und L-Arginin oft gleichbedeutend. Genau genommen bezeichnet das “L” vor L-Arginin nur eine mögliche chemische Anordnung der Aminosäure: Es gibt auch sogenanntes D-Arginin, bei dem die Moleküle spiegelverkehrt angeordnet sind. Das Gleiche gilt für andere Aminosäuren wie zum Beispiel Asparaginsäure oder Glutaminsäure.7
Für den menschlichen Körper verwertbar und relevant ist die Aminosäure allerdings nur als L-Arginin. Daher ist in Bezug auf Arznei- und Nahrungsergänzungsmittel stets die “L-Form” gemeint, auch wenn nur von Arginin die Rede ist.7
Welche Lebensmittel enthalten am meisten Arginin?
L-Arginin gibt es aber nicht nur in Form von Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln, sondern es kommt auch ganz natürlich in verschiedenen Lebensmitteln vor. Dazu gehören vor allem Nahrungsmittel mit einem hohen natürlichen Eiweißgehalt, zum Beispiel Fisch und Garnelen, Rind-, Schweine- und Geflügelfleisch sowie Milchprodukte wie Joghurt und Edamer-Käse. Wertvolle pflanzliche Arginin-Quellen sind unter anderem Erdnüsse, Mandeln, Bohnen, Linsen, Erbsen und Sojaprodukte.4,8
Was gilt es bei Dosierung und Nebenwirkungen zu beachten?
Als natürlicher Bestandteil proteinreicher Lebensmittel lässt sich Arginin über die Nahrung praktisch nicht überdosieren. Bei L-Arginin-haltigen Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln liegt die Dosierung je nach Behandlungsziel meist zwischen 2 und 30 Gramm pro Tag, aufgeteilt auf zwei bis drei kleine Dosen im Tagesverlauf.4 Die Packungsbeilage und im Zweifelsfall das Fachpersonal in der Apotheke oder ärztlichen Praxis geben Auskunft über die individuell passende Dosierung.
Wenn L-Arginin doch einmal deutlich zu hoch dosiert wurde, kann es verschiedene Nebenwirkungen wie Durchfall, Blähungen, Blutdruckabfall oder Rötungen im Gesicht verursachen. Zudem sind Wechselwirkungen mit anderen Präparaten möglich; insbesondere mit Medikamenten, die Herz und Blutgefäße beeinflussen (wie Betablocker und ACE-Hemmer).1,2
Mehr entdecken:
1Verbraucherzentrale: Arginin - eine Aminosäure mit Potenz? Klartext Nahrungsergänzung, Stand: 06/2023, Link
2März, Heike: Aminosäuren und deren Bedeutung für die Gesundheit, OM – Zs. f. Orthomol. Med. 2020; 18: 17–21, Link
3McRae, Marc P. Therapeutic Benefits of l-Arginine: An Umbrella Review of Meta-analyses. J Chiropr Med. 2016 Sep;15(3):184-9, Link
4Cleveland Clinic: L-Arginine, Stand: 03/2022, Link
5Cieri-Hutcherson, Nicole E. Systematic Review of l-Arginine for the Treatment of Hypoactive Sexual Desire Disorder and Related Conditions in Women. Pharmacy (Basel). 2021 Mar 27;9(2):71, Link
6Srivastava, Sudha et al. Mechanism of action of L-arginine on the vitality of spermatozoa is primarily through increased biosynthesis of nitric oxide. Biol Reprod. 2006 May;74(5):954-8, Link
7Verbraucherzentrale: L-Arginin und Arginin, was ist der Unterschied?, Stand: 07/2023, Link
8DocMedicus, Vitalstofflexikon: Lebensmittel Arginin (Abruf: 29.01.2024), Link