Stress: 3 Experten-Tipps für einen entspannteren Alltag

Stress: 3 Experten-Tipps für einen entspannteren Alltag

Stress? Wie es gelingen kann, Herausforderungen im Alltag besser zu meistern

Unser Stress-Experte Alexader Kopp im Interview

 

 

 

 

„Achtsamkeit bedeutet: bewusst wahrzunehmen, was jetzt in diesem Moment ist, ohne zu urteilen.“

Niemand will ihn, aber fast alle haben ihn – die Rede ist von Stress.

64 Prozent aller Deutschen geben an, sich manchmal oder häufig gestresst zu fühlen.1 In einer weiteren Untersuchung stellte sich außerdem heraus: Nur 35 Prozent der 30-45 Jährigen pflegen einen gesunden Umgang mit Stress.2

Aber was ist das eigentlich – ein gesunder Umgang mit Stress? Der Kölner Gestalttherapeut, Achtsamkeitstrainer, MBSR-Lehrer und Zen-Mönch Alexander Kopp hat uns erklärt, wie wir den Alltag auch in turbulenten Zeiten gelassener und entspannter meistern können.

Herr Kopp, woran erkennen wir überhaupt, dass unser Stress-Level zu hoch ist? Oder anders gefragt: Mit welchen stresstypischen Beschwerden kommen die Menschen zu Ihnen?

Die Symptome der Menschen, die mich aufsuchen, sind vielfältig - die häufigsten sind: Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen, Verspannungen, Muskelschmerzen, Reizbarkeit, Isolation, Fluchtphantasien, sexuelle Unlust, Erschöpfung bei Gleichzeitiger innerer Unruhe, Sarkasmus, zwischenmenschliche Konflikte, abwertende Gedanken Anderen gegenüber, Depressionen, Panikattacken, Erschöpfung, chronische Erkrankungen uvm.

Das Erleben und die Symptome bei toxischem Stress sind also multifaktoriell. Die Mischung, Intensität und Dauer der Symptome führen dann häufig erst zu einem so hohen Leidensdruck oder einer Motivation, sich mit 
Stressbewältigungsstrategien wie Achtsamkeit zu beschäftigen und sich auf den Weg zu machen, genauer hinzuschauen.

In den Medien ist oft die Rede von Achtsamkeit. Was bedeutet das genau, und wie kann es bei Stress-Symptomen hilfreich sein?

Achtsamkeit bedeutet: bewusst wahrzunehmen, was jetzt in diesem Moment ist, ohne zu urteilen. Durch ein Achtsamkeitstraining üben und lernen Menschen, die mir begegnen, sich selbst „erstmalig wirklich“ oder nach langer Zeit des Funktionierens wieder besser wahrzunehmen. Dazu gehört das Wahrnehmen der eigenen Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen, sowie der Zugang zu den eigenen Werten und Bedürfnissen. Die achtsame Selbsterforschung und damit auch die Stressbewältigung setzt dann konkret an drei verschiedenen Ebenen an:

1. äußere Faktoren und funktionale Stressbewältigung

In welchen Situationen erlebe ich Stress?

Welche funktionalen Stressbewältigungsmöglichkeiten gibt es?

Zum Beispiel: Klärungsgespräche, Prioritäten setzen, Planen, Werte und Ziele klären.


2. innere Stressverstärker und kognitive Stressbewältigung

Wie entsteht Stress in mir?

Wie erzeuge oder erhöhe ich Stress?

Zum Beispiel: überhöhter Anspruch, unbewusste Glaubenssätze und innere Antreiber (z.B. mach‘s anderen recht, sei stark, etc.), unrealistische Erwartungen, Negativ-Denken, Grübelei, Klagen, Jammern


3. körperliche Stressreaktion und regenerative Stressbewältigung

Wie reagiert mein Körper und was teilt er mir mit?

Durch Achtsamkeit wird auch die Körperwahrnehmung verbessert: Anspannung, Unruhe, Gereiztheit, Müdigkeit weisen dann darauf hin, dass Regeneratives gebraucht wird.

Zum Beispiel: bewusste Pausen, autogenes Training, Körperübungen, Bewegung, Ernährung, gute Gespräche.

Wie kann es gelingen, trotz Beruf oder Studium, Kindererziehung und vielleicht auch noch die Pflege von Angehörigen im Alltag dauerhaft gelassener zu leben? Verraten Sie ein paar Tipps aus Ihrem Fachbereich, die sich vergleichsweise einfach in unseren Tag integrieren lassen – ohne stundenlanges Sitzen auf dem Meditationskissen?

Diese Frage wird in der Tat häufig an mich herangetragen. Dazu habe ich 12 Tipps, die sich wunderbar in den Alltag integrieren lassen:
 

  • Wiederholter Ausstieg aus dem „Autopiloten“, dem ständigen Funktionieren-Müssen und „Getrieben-Sein“
  • Mehrmals täglich innehalten und Gedanken ziehen lassen
  • Pausen einlegen
  • Bestimmte Tätigkeiten und Momente zur Regeneration und zum Loslassen nutzen
  • Sich öfter fragen: Was und wie tue ich das hier eigentlich gerade und will oder muss ich das wirklich?
  • Neinsagen üben
  • Bewusstes Essen, bewusstes gehen bestimmter Wege
  • Ablenkungen reduzieren (Handy, Mails, News, etc.)
  • Sich fragen, was würde mir heute guttun?
  • Etablieren einer Schlafhygiene
  • Gute, „nahrhafte“ Gespräche suchen
  • 10 Minuten pro Tag meditieren
     

Weitere Informationen finden Sie unter www.alexanderkopp.de oder www.gestalt-training-center.de

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Quellenangaben

1 Entspann dich, Deutschland! - TK-Stressstudie 2021, Hrsg.: Techniker Krankenkasse, Hamburg 2021
2 Statistiken zum Thema Stress | Statista