Bänderrisse & Bänderdehnungen in Knie und Sprunggelenk
Bänderrisse & Bänderdehnungen in Knie und Sprunggelenk
Was ist ein Bänderriss eigentlich?
Es gibt ungefähr 140 Gelenke im menschlichen Körper, darunter sind ganz verschiedene Typen wie zum Beispiel Kugelgelenke (Schulter, Hüfte), Scharniergelenke (Finger) oder Radwinkelgelenke (Knie). Allen Gelenken gemeinsam ist, dass sie aus zwei aufeinandertreffenden Knochen bestehen, die beide an der Stelle, an der sie zusammentreffen, mit Gelenkknorpel überzogen sind. Das Gelenk wird von der Gelenkkapsel umschlossen, die mit Gelenkflüssigkeit gefüllt ist. Stabilität erhält das Gelenk von den Gelenkbändern und Muskeln.
Ein Bänderriss – auch Ruptur genannt – entsteht typischerweise, indem ein Gelenk gewaltsam verdreht wird.
Bänderverletzungen werden in drei Graden unterschieden:
- Grad 1: Bänderdehnung beziehungsweise Bänderzerrung (hier sind Fasern des Bandes überdehnt)
- Grad 2: einige der Fasern des Bandes sind gerissen (Bänderanriss)
- Grad 3: die Fasern sind vollständig gerissen (Bänderriss)
In besonders schweren Fällen kann es dabei zu Knochenschäden kommen: durch zu starken Zug an einer Sehne oder einem Band bricht ein Knochenfragment ab. Die Folge ist eine Abrissfraktur oder auch ‚knöcherner Bandausriss’ bzw. ‚knöcherner Sehnenausriss‘ genannt.
Welche Rolle spielen die Bänder im Bewegungsapparat?
Um die Rolle der Bänder zu verstehen, ist es hilfreich sich in aller Kürze den Bewegungsapparat des Menschen vor Augen zu führen. Dem aktiven Bewegungsapparat werden die Skelettmuskeln, Sehnen und Faszien zugeordnet, zum passiven Bewegungsapparat zählen die Knochen, Bänder, Bandscheiben und Gelenke.
Das Skelett besteht aus sehr verschiedenen Knochen, die durch Gelenke beweglich miteinander verbunden sind. In einzelnen Bereichen wie dem Becken sind auch Knochen miteinander verwachsen. Bewegt und stabilisiert wird das Skelett von den Skelettmuskeln. Sie setzen typischerweise über ein Gelenk hinweg an zwei Knochen an, und zwar mit Hilfe der Sehnen. Die meisten Muskeln haben einen Gegenspieler. Muskeln arbeiten durch Kontraktion, also indem sie sich zusammenziehen. Wenn der Gegenspieler sich zusammenzieht, dehnt der Muskel sich wieder. Muskeln bestehen aus gut durchblutetem Gewebe.
Die Muskeln sind durch Sehnen mit den Knochen verbunden. Sehnen sind elastisch, aber nicht dehnbar. Sie sind auf der einen Seite mit Muskelfasern, auf der anderen Seite mit dem Knochen verwachsen. Um sie zu schützen, liegen einige Sehnen in Sehnenscheiden.
Die Bänder stabilisieren die Gelenke. Sie laufen entweder im Gelenk oder außerhalb und sind wie die Sehnen mit den Knochen verwachsen. Durch die Bänder wird die Beweglichkeit der Knochen zueinander herabgesetzt und damit Sehnen und Muskeln vor Verletzungen geschützt.
Die typischen Bänderrisse: Außenbandriss im Sprunggelenk und Kreuzbandriss im Kniegelenk
Eine der häufigsten Formen des Bänderrisses ist der im Sprunggelenk, beziehungsweise dort die Außenbandruptur. Die typische Ursache hierfür ist das Umknicken des Fußes nach innen. Geschieht dies aus einem Sprung heraus oder sonst mit großem Schwung, kann leicht das Außenband gezerrt werden oder reißen.
Bänderdehnung und Bänderriss haben dabei fast dieselben Symptome. Der Knöchel schmerzt stark und schwillt an, auch bei einer Bänderdehnung. Oft kommt noch ein Bluterguss dazu. Man kann auf den betroffenen Fuß auftreten – aber es tut weh.
Ebenfalls sind Bänderrisse im Knie keine Seltenheit. Das Knie ist ein besonders stark belastetes Gelenk, das auch noch eine erhöhte Beweglichkeit aufweist. Es kann gebeugt und gestreckt werden und im gebeugten Zustand auch noch etwas gedreht werden. Stabilisiert wird es durch das Innenband und das Außenband sowie das vordere und hintere Kreuzband. Werden die Bänder über ihre Belastungsgrenze gedehnt, entsteht ein Bänderriss. Meistens geht es um ein plötzliches Verdrehen des Knies.
Besonders häufig kommt es dabei auch zu einem Kreuzbandriss. Direkt nach dem Riss oder der Bänderzerrung treten starke Schmerzen auf, das Knie wird dick und warm. Es ist deutlich schlechter belastbar und instabiler, zum Beispiel kann ein Gefühl des seitlichen Wegknickens auftreten. Diese Instabilität fällt aufgrund der Schmerzen meistens nicht direkt auf, sondern erst nach Tagen oder Wochen.
Bänderriss im Fuß – warum trifft es so oft Sportler?
Abrupte Bewegungen mit viel Schwung, starken Stopps oder Drehungen – die kommen nun einmal im Sport zahlreich vor. Im Volleyball oder Basketball, beim Laufen und Springen ist es oft das Sprunggelenk, in dem es ‚passiert’. Einmal umgeknickt, einmal im Fußball ausgegrätscht worden, ein knackendes Geräusch – das war es dann für den Sportler für die nächsten Wochen. Das Kniegelenk ist besonders oft bei fixiertem Fuß betroffen – zum Beispiel beim Skifahren, wenn sich die Bindung nicht sofort löst, beim Fußball mit Stollenschuhen.
Natürlich ist beim Sport das Risiko daher besonders hoch. Wo sonst, wenn nicht beim Sport werden so viele Dreh- und Stoppbewegungen ausgeführt und die Gelenke so sehr strapaziert, oft auch, ohne dass der Sportler auf Warnsignale des Körpers hört, weil er eben gerade im Wettbewerbsmodus ist?
Aber natürlich ist es auch ganz ohne Sport möglich an der Bürgersteigkante hängenzubleiben, auf High Heels umzuknicken oder über ein Mauseloch zu stolpern und damit genau denselben Effekt hervorrufen.
Wie wird ein Bänderriss im Fuß behandelt?
Bänderrupturen und Bänderzerrungen müssen unbedingt behandelt werden. Ist dies nicht der Fall, drohen dauernde Instabilität des Gelenks und Gelenkverschleiß mit Arthrose.
Im Groben gibt es zwei Formen der Therapie: entweder die konservative Therapie mit Ruhigstellen oder die Operation.
Im Normalfall ist eine konservative Therapie möglich und ähnlich erfolgversprechend wie eine Operation. In den meisten Fällen wird das Gelenk nicht vollständig ruhiggestellt, sondern durch eine Orthese werden Drehung und seitliche Verschiebung verhindert, während die reine Scharnierbewegung weiter durchführbar bleibt. Dies ermöglicht nicht nur dem Patienten eine größere Bewegungsfreiheit, sondern verhindert auch eine Degeneration der Muskeln und ein Verkleben der Bänder. Die Heilung der Bänder dauert dann, abhängig von verschiedenen Faktoren, ungefähr acht bis zwölf Wochen. Nach drei bis vier Monaten kann in den meisten Fällen auch schon wieder langsam mit sportlichen Aktivitäten begonnen werden.
Wenn es sich um einen knöchernen Abriss handelt, wenn womöglich noch Knorpel geschädigt sind oder wenn mit hohen Belastungen des Gelenks gerechnet werden muss, raten viele Ärzte gerade bei einer Komplettruptur zu einer Operation. Hierbei können nicht nur Knochenteile oder Knorpelteile festgeschraubt und Bänder genäht werden, sondern eventuell stark beschädigte Bänder durch Verpflanzung körpereigener Sehnen wiederhergestellt werden. Nach einer Operation wird das Bein meistens für etwa sechs Wochen ruhiggestellt. Auch hier kann oft bereits nach drei bis vier Monaten wieder mit dem Sport begonnen werden.
Was kann ich selbst tun, um die Heilung zu unterstützen?
Die wichtigste Maßnahme bei einer Bänderruptur ist zunächst einmal die Erstversorgung. Sie sollte umgehend erfolgen. Am besten eignet sich dafür die Abfolge der PECH-Regel:
- P = Pause, damit ist eine sofortige Entlastung des Gelenks gemeint.
- E = Eis, damit ist ein Kühlen des Gelenks, zum Beispiel mit Eiswürfeln, gemeint. Vorsicht: Eiswürfel nicht direkt mit der Haut in Kontakt bringen, sonst drohen Erfrierungen.
- C = Compression, die kann man zum Beispiel mit einer Bandage erzeugen. Sie soll verhindern, dass das Gelenk beliebig anschwillt.
- H = Hochlagern, verringert die Blutzufuhr des verletzten Körperteils.
Danach sollte schnellstmöglich ein Arzt aufgesucht werden. Der wird die Diagnose stellen und die richtige Therapie anordnen. Anschließend ist der wesentlichste Punkt, die Anweisungen des Arztes unbedingt einzuhalten und die Orthese konsequent zu tragen.
Aber Sie können noch mehr tun. Fragen Sie Ihren Arzt nach Physiotherapie, die den Heilungserfolg unterstützen kann. Die Arbeit mit dem Balance-Board unter Anleitung eines Physiotherapeuten kann sehr hilfreich sein.
Auch mit einer passenden Ernährung können Sie den Heilungsprozess unterstützen. Eine gelenkfreundliche Ernährung enthält wenig Wurst und Weißmehl, dafür umso mehr Gemüse, Nüsse und Samen, Vollkornprodukte, magere Milchprodukte und auch Fisch. Alles, was Antioxidantien enthält, ist hingegen entzündungshemmend: Das sind Beeren, insbesondere Blaubeeren, Blattgemüse, Zitrusfrüchte, Hülsenfrüchte, fetter Fisch, Mandeln und Nüsse, Olivenöl und mehr. Ebenfalls kann die Zugabe besonderer Proteine, wie z.B. Kollagen (-peptide) zur Unterstützung bei Verletzungen an Bändern und Sehnen dienen.
Wie trainiere ich nach einem Bänderriss im Fuß wieder an?
Das Wichtigste vorweg: Auf keinen Fall sollten Sie auf eigene Faust mit dem vollen Training anfangen, nachdem die Orthese nicht mehr getragen werden muss. Eine Absprache mit dem Physiotherapeuten oder dem speziell geschulten Trainer ist unbedingt erforderlich, damit der Sportler in seinem Übereifer nicht mehr kaputt macht als er seiner Fitness Gutes tut.
Schließlich haben Sie es nicht nur mit einer gerade erst verheilten Sportverletzung zu tun, sondern auch mit einer Trainingspause, die den ganzen Körper betrifft, insbesondere auch die umliegenden Muskeln, die das Gelenk zusätzlich stabilisieren können.
Wesentlich sind dabei der Aufbau der Gesamtfitness für den Sportler, der Aufbau der gelenkumgebenden Muskeln, die langsame Mobilisierung des Gelenks, um möglichst bald und ohne Rückschläge wieder ins normale Training einsteigen zu können. Auch hier kann das Balance-Board gute Dienste leisten, aber auch Arbeit mit Flexi-Bändern oder an gezielt eingesetzten Geräten kann sehr hilfreich sein.
Um den Prozess weiterhin mit der Ernährung zu unterstützen, bietet sich jetzt ein erhöhter Eiweißanteil zum Muskel- und Gelenkaufbau an, zum Beispiel durch Quarkspeisen.
Was kann ich vorbeugend gegen Bänderrupturen tun?
Eine vollständige Sicherheit kann keine Maßnahme bieten. Es gibt jedoch ein paar Tricks, die die Wahrscheinlichkeit geringer machen, einen Bänderriss im Fuß, einen Kreuzbandriss oder eine andere Ruptur zu erleiden.
Hilfreich ist es, die Muskeln, die um das betreffende Gelenk liegen, zu trainieren. Hierzu können Sie sich als Sportler gegebenenfalls von Ihrem Trainer passende Übungen zeigen lassen. Für das Sprunggelenk kann zum Beispiel das wechselseitige Stehen auf einem Bein hilfreich sein – das lässt sich sogar beim Teekochen einbauen.
Ist ein einzelnes Gelenk akut gefährdet, zum Beispiel nach einer vorhergehenden, verheilten Verletzung, kann man es mit Bandagen stützen – für das Sprunggelenk gibt es auch hohe, stützende Schuhe wie zum Beispiel Wanderschuhe. Auch können Sie versuchen, Gefahren auszuschalten, indem Sie zum Beispiel auf hohe Absätze oder beim Fußball auf zu tiefe Stollen verzichten.
Allgemein gilt: Ein gut trainierter Körper ist geschickter in den Bewegungen und hat kräftigere Muskeln, die ungewollte Bewegungen auffangen können. Bleiben Sie also als Sportler im Training – das stärkt nicht nur die Muskulatur, sondern auch Koordination und Gleichgewicht – beides hilfreich zur Vermeidung von Unfällen.
Ein gutes, moderates Aufwärmtraining vor dem Sport macht die Muskeln und Bänder geschmeidiger und senkt das Unfallrisiko zusätzlich.
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Bitte beachten Sie, dass es sich bei der Erstellung von Diagnosen oder Therapieempfehlungen um eine ärztliche/therapeutische Tätigkeit handelt. Als pharmazeutischer Hersteller dürfen wir diesbezüglich keine Empfehlungen aussprechen. Bitte besprechen Sie eventuelle Fragen mit Ihrer Ärztin, Ihrem Arzt oder in Ihrer Apotheke. Bei direkten Fragen zu unseren Präparaten helfen wir Ihnen gerne weiter.
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